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Grußwort von Dr. Werner Müller, Bundesminister für Wirtschaft und Technologie,
anlässlich des Internationalen Fairness-Forums 2001

Mit Fairness zum Erfolg

"Autorität wie Vertrauen werden durch nichts mehr erschüttert als durch das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden", wusste schon Theodor Storm. Umgekehrt heißt das: Wer als Führungskraft erfolgreich sein will, sollte sich um Fairness bemühen - gegenüber sich selbst und gegenüber anderen. Wer zu sich selbst fair ist, der kann auch Fehler eingestehen, der kann nachgeben und der kann auch Aufgaben abgeben. Führungskräfte, die meinen, alles selbst erledigen zu müssen, geraten schnell unter Druck. In Zeiten zunehmenden Wettbewerbs gilt das ganz besonders. Wer aber ständig unter Stress steht, wem die Gelassenheit abhanden kommt, wer verbissen wird, der wird langfristig allen schaden: seiner Gesundheit, seiner Familie, den Mitarbeitern und damit auch dem Erfolg des Unternehmens.

Wollte man also einen Katalog für einen Weg zu mehr Fairness aufstellen, dann stünde "Gelassenheit" ganz oben. Direkt damit in Zusammenhang steht als zweites: mehr Weitblick. Oder anders ausgedrückt: die Nachhaltigkeit im Blick haben. Abgesehen davon, dass erfolgreiche Führungskräfte sowieso langfristig denken müssen, dürfte es damit auch leichter fallen, Fairness gegenüber den Mitarbeitern walten zu lassen. Denn wer seine Mitarbeiter durch unfaires Verhalten demotiviert, der muss sich nicht wundern, wenn er auf sie als wichtige Basis des Unternehmenserfolges in Zukunft nicht mehr bauen kann. Wer dagegen vorausschauend denkt, der investiert in die Aus- und Weiterbildung seiner Mitarbeiter. Wer die Bildung als Priorität im Unternehmensalltag erkennt, der erweist sich als faire und intelligente Führungskraft, denn Bildung bringt allen Seiten etwas - dem Unternehmen wie den Mitarbeitern. Und nie war sie so wichtig wie heute: In der Wissensgesellschaft können Unternehmen es sich nicht mehr leisten, auf die Weiterqualifizierung ihrer Mitarbeiter zu verzichten.

Sich am Leitbild der Nachhaltigkeit zu orientieren heißt vor allem auch, den Produktionsfaktor Natur - neben Arbeit und Kapital - im Kalkül zu berücksichtigen. Fairness ist auch Fairness über die Generationsgrenze hinaus. Es steht uns weder zu, unseren Kindern einen ausgebeuteten Planeten zu hinterlassen noch einen Berg Schulden. Deshalb setzt sich die Bundesregierung z.B. mit der Ökosteuer dafür ein, dass der Faktor Natur im Produktionsprozess stärker berücksichtigt wird. Und deshalb hat sie die Haushaltskonsolidierung zu einem zentralen Ziel ihrer Politik gemacht. Fairness darf sich nicht auf den Moment beschränken. Eine intelligente Politik reicht über den nächsten Wahltermin und über die nächste Jahresbilanz hinaus.

Und wer so vorausschaut, der kann schließlich nicht übersehen, dass längst nicht mehr nur der Fairnessgedanke, sondern auch die demographische Entwicklung eine stärkere Beteiligung der Frauen am Erwerbsleben - und zwar auch in Führungspositionen - gebietet. Ab 2010 wird unsere Erwerbsbevölkerung deutlich sinken. Schon jetzt sind in einigen Bereichen Fachkräfte knapp. Wer auf die gut ausgebildeten Frauen verzichtet, schafft sich selbst ein Nachwuchsproblem. Die ursprüngliche Bedeutung von "Team" ist "Mann und Frau". Wenn also die dritte Maßnahme im Katalog für mehr Fairness ist, mehr im Team zu arbeiten, dann ist dies durchaus doppeldeutig zu verstehen: Nutzen Sie das Potenzial von Frauen und Männern und arbeiten Sie mit Teamgeist.

Führungskräfte, die Gelassenheit üben, die Nachhaltigkeit im Blick haben und im Team arbeiten, haben gute Chancen, ihren unfairen Kollegen etwas Entscheidendes voraus zu haben: Autorität und Vertrauen. In diesem Sinne wünsche ich dem internationalen Fairness-Forum und allen Teilnehmern nachhaltigen Erfolg.

Dr. Werner Müller