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Pressemitteilung
01/02

Frankfurt, 06.06.2001

Nur ein fairer Erfolg ist von Dauer!
Fragen an den Direktor der Fairness-Stiftung
Dr. Norbert Copray

Was ist für Sie eine typische unfaire Attacke gegen eine Führungskraft?

Im April 2001 hat das Landesarbeitsgericht Erfurt ein aufsehenerregendes Urteil gefällt. Der Geschäftsstellen- und Marktbereichsleiter einer Sparkasse, der über viele Jahre hinweg von seinen Vorgesetzten gelobt worden ist, wurde von einem zum anderen Tag seiner Funktion beraubt, mit Aufgaben niedriger Funktionsstufen betraut, die teilweise sogar sinnlos oder unlösbar waren. Dazu wurde ihm der Schlüssel weggenommen und eine bis dahin ihm untergebene Mitarbeiterin als neue Vorgesetzte präsentiert. Vorausgegangen war der Eintritt eines neues Personalvorstands, der wohl mit Billigung der übrigen Vorstände versuchte, die Führungskraft zur Aufgabe ihrer Position zu bewegen und dabei auch noch die Abfindung zu sparen, die bei außertariflich bezahlten Führungskräften häufig eine gewisse Größenordnung hat. Der Geschäftsstellenleiter wurde krank und ging vor Gericht. Er bekam Recht und die Sparkasse wurde wegen systematischen Mobbings zu einem Ordnungsgeld von 50.000 DM verurteilt. Andere unfaire Attacken sind häufig Rufmord und üble Gerüchte, die auch eine ganze Abteilung oder eine ganze Organisation treffen kann. Wenn gar Vorstände versuchen, sich gegenseitig an den Stühlen zu sägen, auf denen sie sitzen, sprechen wir von Chairing, was nicht so selten vorkommt wie manche denken.

Was unterscheidet Mobbing gegen Mitarbeiter von Attacken gegen Führungskräfte?

Mobbing ist eine Spielart unfairer Attacken, die in den letzten Jahren sehr bekannt geworden ist, aber es gibt noch eine ganze Reihe anderer Spielarten wie etwa Stalking. Das ist die Verfolgung durch jemand, der glaubt, sich die Nähe zu einer Person beispielsweise durch Telefonterror erpressen zu können. Oder Shaming, das Bloßstellen einer Person in der Öffentlichkeit durch Bekanntgabe tatsächlicher, vermutlicher oder unterstellter Details aus der Privatsphäre. Da beim Mobbing meist an Attacken gegen Mitarbeiter gedacht wird, hat die Fairness-Stiftung Unterscheidungen zu anderen Situationen unfairer Attacken getroffen. Dazu kommt, dass Führungskräfte in besonderem Maße Zielscheibe unfairer Attacken werden und nicht die Möglichkeit haben, etwa zu einem Betriebsrat zu gehen. Das verbietet oft schon das verinnerlichte Bild davon, welchen Spielraum eine Führungskraft in solchen Situationen hat oder nicht hat. Und denken Sie an ehrenamtlich tätige Verantwortliche in Verbänden aller Art, in Kirchen, in Kommunen. Sie sind bislang bei dem Thema ohnehin viel zu wenig im Blick, obwohl unsere Beratungspraxis zeigt, dass hier in erheblichem Maße unfair attackiert wird. Dazu kommt, dass der Ruin einer Führungskraft oftmals nicht die Person, sondern die Rolle oder gar die Organisation selbst treffen soll. Daher müssen unfaire Attacken gegen Menschen, die sich durch Verantwortungsübernahme exponiert haben, anders betrachtet und behandelt werden, als dies in der Regel bei Mobbing der Fall ist.

Wie viele Führungskräfte, Verantwortliche, Selbständige... sind in Deutschland davon betroffen?

Die Frage nach harten Zahlen und Fakten kann ich gut verstehen, aber wir bewegen uns hier in einem bislang stark tabuisierten Bereich. Und deswegen sind alle gehandelten Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Die Fairness-Stiftung will in den nächsten Jahren Licht in das Zahlendunkel bringen und so dafür sorgen, dass die Sprachlosigkeit über diese Phänomene mehr als bisher überwunden wird. Grundsätzlich gehen wir von einer Mindestzahl von etwa einer halben Million jährlich betroffener Führungskräfte aus, wobei wir sowohl angestellte wie selbständige und ehrenamtliche Führungskräfte im Blick haben. Sie können ferner davon ausgehen, dass etliche Fehlentscheidungen wie auch viele Formen von Suchtverhalten bei Führungskräften auf nicht oder unzureichend bewältigte unfaire Attacken zurückgehen.
Der Fairness-Stiftung ist es allerdings auch wichtig, darauf hinzuweisen, dass eine reine Opfer-Täter-Betrachtung zu keiner guten Lösung führt, außer vielleicht in der Gerichtsverhandlung,. Denn viele, die jetzt Opfer sind, waren früher auch auf der Täterseite zu finden, und umgekehrt. Viele Opfer wissen sich nicht anders zu wehren, als zu Tätern unfairer Attacken zu werden. Gerade diesem Unwissen und Unvermögen im Umgang mit unfairen Attacken auf der einen wie der anderen Seite will die Fairness-Stiftung durch ihr Fortbildungsprogramm abhelfen. Es geht um die Entdeckung und Steigerung von Fairness-Kompetenz, bei den Führungskräften und in den Organisationen insgesamt.

Was ist die besondere Kompetenz der Fairness-Stiftung in der Beratung dieser Betroffenen?

Wir beraten unentgeltlich und unbürokratisch - und das auf hohem Qualitätsniveau. Das hat seinen guten Grund. Wir wollen angesichts heikler Situationen auch die anonyme Beratung anbieten, was sich bei Rechnungsstellungen nicht gut realisieren lässt. Auf diese Weise kann sich eine Führungskraft oder Organisation ohne Angst vor Gesichtsverlust oder neuerlichem Imageschaden geschützt aus der ersten Deckung trauen. Da auch ehrenamtlich tätige Führungskräfte und Non-Profit-Organisationen angesprochen werden, fällt mit der Unentgeltlichkeit eine wichtige Schwelle weg. Außerdem dokumentieren wir durch unsere gemeinnützige Tätigkeit auch unsere Unverbindlichkeit, so dass die Angesprochenen sicher sein können, sich zu nichts verpflichten zu müssen und nicht verdeckten Profitinteressen zu dienen. Wenn Sie so wollen, unterstützt die Wirtschaft durch ihre Sponsortätigkeit eine Hilfe zur Selbsthilfe für ihre wichtigsten Köpfe: ihre Verantwortungsträger und Entscheider. Schon jetzt ist guter Führungsnachwuchs nur schwer zu bekommen. Ein Unternehmen, das die Fairness-Stiftung sponsert und damit auch ihren Führungskräften im Bedarfsfall diese Dienstleistungen zur Verfügung stellt und sie erhält, gewinnt nicht nur an Attraktivität gerade für den Führungsnachwuchs, sondern dokumentiert auch einen Willen zur Fairness im Business über den eigenen Tellerrand hinaus. Sie werden sehen, dass das Führungskräfte zu würdigen wissen.
Schließlich können wir dank unserer Berater mit Doppelqualifikationen sowohl eine beraterische als auch eine sachliche Kompetenz anbieten, was die Kenntnis auch von Führungsrealität in Organisationen und in der freien Wirtschaft angeht.

Wie sieht so eine Beratung aus?

Primär verstehen wir uns als eine erste Clearingstelle, in der mit den betroffenen Personen bzw. Organisationen zunächst Klarheit über die eigene Lage hergestellt wird. Wenn mit nüchternem Blick Hintergrund und entscheidende Aspekte ausgeleuchtet sind, werden die Spielräume herausgearbeitet, die zur Bewältigung der Situation verfügbar sind. Sind die Folgen der unfairen Attacken, vor allem, wenn diese schon über einen sehr langen Zeitraum hin erfolgten, für die Person sehr massiv und führen zu hohem psychischem und physischem Stress, dann haben wir die Möglichkeit, spezialisierte Ärzte und Anwälte einzuschalten, wobei deren Leistungen dann bei diesen selbst kostenpflichtig sind. Ist das nicht notwendig, können wir eine Strategie mit der Person erarbeiten und an die Umsetzung gehen, die von uns etappenweise begleitet werden kann. Entscheidend ist für uns, der Person die Möglichkeiten aufzuzeigen, unfaire Attacken zu bewältigen, ohne sich selbst ins Unrecht zu setzen oder unfair zu werden, was auch für eine juristische Auseinandersetzung sehr ungünstig wäre. Allerdings sind nur wenige Fälle juristisch zu packen, da viele Attacken extra so angelegt sind, dass die vorhandenen juristischen Mittel nicht greifen.

Sind Rufmordkampagnen und Schikaneprozesse nicht ganz einfach der Preis, den manche Personen für ihre oftmals weitreichenden Befugnisse und Entscheidungsfreiheiten bezahlen müssen? Schließlich haben sie selbst ihre Spotlight-Position gewählt.

Eine sehr gute Frage. Nur unterstellen Sie damit eine Notwendigkeit, die es so nicht gibt. In eine Spotlight-Position komme ich, wenn ich Verantwortung übernehme, zumal, wenn sie von öffentlichem Interesse ist. Damit habe ich aber anderen Menschen oder Organisationen keinen Freifahrtschein für unfaire Attacken auf meine Person gegeben. Sehen Sie: Wenn Sie ein herausragender Stabhochspringer sind oder geworden wären oder wenn Sie an die ehrenamtliche Spitze einer sozialen Organisation gewählt worden wären, wollten Sie damit doch sicherlich nicht zu unfairen Attacken auf ihre Person auffordern, selbst, wenn Sie als Spitzensportler viele Werbemillionen verdienen würden. Und was haben wir alle davon, wenn wir Menschen, die Verantwortung übernehmen, beschädigen? Etwas anderes mag es sein, wenn eine Person oder Organisation selbst als unfair beurteilt wird und nun ihrerseits unfairen Aktionen ausgesetzt ist, die diesen wunden Punkt öffentlich nutzen. Auch hier gilt aus der Sicht der Fairness-Stiftung: Die Rache mit unfairen Mitteln ist auch nicht besser als das, was dem möglicherweise vorausgegangen ist. Dadurch wird ein allseits gegenwärtiges System der Unfairness nur noch mehr bestätigt und ausgeweitet. So wird Unfairness bestimmt nicht überwunden, sondern bringt gleich neue Vertreter der Unfairness hervor, die dann noch cleverer als ihre erwischten Vorgänger sein wollen. Wichtiger und wertvoller wäre es, die gesellschaftlich und wirtschaftlich und übrigens auch politisch und sportlich vorhandene Konkurrenzsituation an der Fairness zu orientieren, so dass die Konkurrenz gesellschaftlich zu befriedigenden Ergebnissen führt und dem Wohl der Menschen wirklich dient, indem die besten Leistungen und Produkte hervorgebracht werden, aber unsere Lebensgrundlage, nämlich das Zusammenleben, nicht ruiniert wird. Nur ein fairer Erfolg ist ein Erfolg auf Dauer!

Fairness-Stiftung gem. GmbH
Langer Weg 18
60489 Frankfurt
Geschäftsführender Direktor: Dr. Norbert Copray (v.i.S.d.P.)
Telefon: 069/78 98 66-44
kontakt@fairness-stiftung.de


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