Buchtipps

Wenn unfaire Attacken mürbe machen

Bewältigung und Vorbeugung von Mobbing

Wirtschaftlich und rechtlich unsichere Arbeitsplätze sind prekäre Arbeitsplätze; Arbeitsplätze, die keine Sicherheit auf längere Sicht bieten. Aber Arbeitsplätze sind heute auch deswegen prekär, weil mit ihnen oftmals soziale und emotionale Unsicherheit und Belastung verbunden ist. Das gilt für Mitarbeiter bis ins mittlere und gehobene Management hinauf. Auffällige Anzeichen für die sozialen und emotionalen Mängel sind unfaire Attacken, Mobbing und mobbingsähnliche Verhaltensweisen. Damit befassen sich Gerd Arentewicz, Alfred Fleissner und Dieter Struck in ihrem Buch „Mobbing“, in dem sie auch ausdrücklich auf derartige Verhaltensweisen in der Schule und im Internet eingehen. Sie beleuchten alle relevanten Gesichtspunkte, bieten Erklärungen für die Wirksamkeit von Mobbing, vermitteln Ansatzpunkte zur Prävention und zur Bewältigung von Mobbingsituationen bis hin zur psychotherapeutischen Behandlung, zur Rehabilitation und zur rechtlichen Auseinandersetzung. Was die medizinischen, psychiatrische und therapeutische Seite von Mobbing und Mobbingbewältigung anbetrifft, finden sich in Peter Teuschels Mobbingbuch noch weit ausdifferenziertere Informationen und Hintergrunderklärungen, die besonders auf die gesundheitlichen und sozialen Folgen von Mobbingerfahrungen eingehen. Psychosomatische und psychiatrische Störungsbilder in Folge von Mobbing werden ausführlich beschrieben ebenso wie die Therapie von Mobbingopfern. Ob eine Typologie von „Mobbing-Patienten“ sinnvoll sein, muss die künftige Forschung zeigen. Die derzeitige Beratungserfahrung zeigt eher: Es kann jeden und jede treffen. In prekären Unternehmens- und Führungskulturen ist alles möglich. Das zeigt einerseits das Buch „Gewalt und Mobbing an Schulen“ von Wilfried Schubarth, das seinen Schwerpunkt – auch an Hand konkreter Beispiele und Aktionen – auf Präventions- und Interventionsprogramme legt. Das zeigt andererseits Werner Rügemers „Arbeitsunrecht“, in dem beschrieben, belegt und analysiert wird, wie und mit welchen Instrumenten sozialen und arbeitsrechtliche Unsicherheit bis zur Bedrohung der Mitarbeiter hergestellt wird. Hier bekommt das Wort von prekären Arbeitsplätzen seinen umfassenden Sinn. Um so wichtiger, dass im letzten Kapitel des Buch die „Alternativen und Chancen in der Finanz- und Wirtschaftskrise“ benannt und skizziert werden, die nicht nur prekären Arbeitsverhältnissen entgegen steuern, sondern auch das Arbeitsrecht wieder ein Recht der arbeitenden Menschen sein lässt. Das immer weiter um sich greifende Internet- bzw. Cyber-Mobbing sowie die Schnüffel- und Kontrollmethoden der Unternehmen haben ihren Ansatzpunkt auch in einem laxen Umgang der Bürger mit ihrer Privatsphäre im Internet und beim Einkauf. Das „Kursbuch Datenschutz“ liefert hier – mit einem Sonderteil „Kinder und Jugendliche im Internet“ – Informationen und Rat, wie man mit seinen eigenen Daten umgehen sollte, wie man sich vor deren Missbrauch schützen sollte und worin die meist unerkannten Datenfallen bestehen. Seine private Sphäre zu schützen, ist eine wichtige Mobbingvorbeugung. „Keine Angst vor Mobbing!“, rät Anka Kampka in ihren Buch, in dem sie die relevanten Informationen über Mobbing in leicht fassbarer Form präsentiert und aufzeigt, was man für sich allein oder mit Hilfe anderer etwa durch Selbsthilfegruppen, Beratung, Coaching bis hin zur Mediation tun kann. Mit wichtigen und richtigen Hinweisen zur juristischen Bewältigung von Mobbingsituationen von Nathalie und Asgar Berde, allerdings überschätzen Laien meistens die anwaltlichen und gerichtlichen Instrumente, vor allem bekommen sie meistens nicht die Genugtuung, die sie sich von gerichtlichen Auseinandersetzungen erwarten. Da, wo Mobbing entstehen könnte, von vornherein anders zu handeln, wäre eine geeignete Vorbeugung, so dass es gar nicht zum Streit kommt. Da Kritik häufig der Auftakt und damit der sinnfällige Anlass von mobbingähnliche Verhaltensweisen ist, gilt es, von vornherein Kritik anders anzubringen und mit Kritik anders umzugehen als gewohnt. Hier bietet Barbara Berckhan mit ihrem Buch „Jetzt reicht’s mir“ eine vorzügliche Aufklärung und Anleitung, um Kritik zu entschärfen und gerade dadurch wirksamer zu machen, allerdings auch, Kritik anzunehmen, ohne dabei ärgerlich zu werden und auf Rache zu sinnen. Das Thema hat noch eine grundsätzlichere Dimension. Prekär sind die Arbeitssituationen auch deshalb, weil Anerkennung und Wertschätzung nicht in ausreichendem Maße gegeben werden wie dies wichtig und menschlich wäre. Daran können alle etwas ändern.

Dr. Norbert Copray

Gerd Arentewicz/Alfred Fleissner/Dieter Struck: Mobbing, Ellert&Richter. 216 Seiten

Peter Teuschel: Mobbing, Schattauer. 253 Seiten

Wilfried Schubarth: Gewalt und Mobbing an Schulen, Kohlhammer. 208 Seiten

Werner Rügemer (Hg.): Arbeitsunrecht, Westfälisches Dampfboot. 250 Seiten

Michael Brückner/Andrea Przklenk: Kursbuch Datenschutz, Mankau. 285 Seiten

Barbara Berckhan: Jetzt reicht’s mir!, Kösel. 191 Seiten