Belastungstrauma

Akute und posttraumatische Belastungsstörungen anlässlich unfairer Attacken

Unfaire Attacken wie Diffamierung, rücksichtslose Angriffe, jemanden unter Druck setzen, Mobbing und anderes mehr können zu traumatischen Erfahrungen werden und zu schweren psychischen Beeinträchtigungen führen. Das wird von den Betroffenen vor allem zu Beginn unfairer Attacken meistens unterschätzt. Solche Beeinträchtigungen werden im Fachjargon als akute bzw. posttraumatische Belastungsstörungen bezeichnet.

Damit sich eine akute Belastungsstörung entwickeln kann, sind Schwere, Dauer und Nähe der Person zum traumatischen Ereignis bedeutsam. Bedeutsam ist auch, dass die akute Belastungsstörung bei Personen auftritt, die zuvor keinerlei besondere Auffälligkeit oder psychische Störung hatten. Es kann jeden Menschen treffen unabhängig von seiner bisherigen Lebensgeschichte.


Was verbirgt sich hinter dem Begriff akute Belastungsstörung?

Zentrale Symptome, die in der zeitlichen Nähe einer traumatischen Erfahrung auftreten können sind folgende:

  • ein subjektives Gefühl emotionaler Taubheit, von Losgelöstsein oder Fehlen emotionaler Reaktionsfähigkeit,
  • Beeinträchtigung der bewussten Wahrnehmung der Umwelt,
  • die subjektive Erfahrung einer veränderten Beziehung der Umwelt gegenüber, z.B. eine bis dahin neutrale Umgebung wird als plötzlich sehr bekannt, befremdlich unbekannt oder in anderer Weise wahrgenommen (Derealisationserleben),
  • es kommt zu einem subjektiven Gefühl von Fremdheit, Irrealität, Abtrennung und Ungewohntheit dem eigenen Selbst, seinen Handlungen und seiner Umgebung gegenüber (Depersonalisationserleben),
  • mangelnde Erinnerungsfähigkeit, wie die Unfähigkeit, sich an einen wichtigen Aspekt des Traumas erinnern zu können.

Weitere notwendige Anzeichen für eine akute Belastungsstörung sind:

  • Wiedererleben des verdrängten Traumas in Bildern, Gedanken oder spontan wiederholenden und sich mit Schreckerlebnissen aufdrängenden Erinnerungen (Flash-back Episoden).
  • starkes Leiden bei Reizen, die an das Trauma erinnern,
  • Vermeidung von Reizen, die an das Trauma erinnern,
  • deutliche Angst- und Erregungszustände einschließlich Schlaf- und Konzentrationsstörungen, motorische Unruhe, Reizbarkeit und Wutausbrüche sowie übertriebene Wachsamkeit,
  • eine deutliche Beeinträchtigung sozialer, beruflicher und anderer Funktionsbereiche.

Bleiben die Störungen im Erleben und im Verhalten länger bestehen und/oder weiten sich die Beschwerden aus, geht die akute Belastungsreaktion in die sog. "posttraumatische Belastungsstörung" über.

Auch die posttraumatische Belastungsstörung wird durch viele der genannten Entfremdungserfahrungen bestimmt. Im Vordergrund dieser Störung steht ebenfalls das Wiedererleben traumatischer Ereignisse, die sich beharrlich auf mindestens eine der nachfolgend beschriebenen Weisen aufdrängen:

  • als wiederkehrende und eindringliche, belastende Erinnerungen an das Trauma, die Bilder, Gedanken oder Wahrnehmungen umfassen können,
  • als wiederkehrende belastende Träume von dem Ereignis,
  • als ein Handeln oder Fühlen, als ob das traumatische Ereignis wiederkehrte

Das letztgenannte Kriterium wird bei komplexer Ausgestaltung auch als Traumareinszenierung bezeichnet.

Die psychische Verarbeitung belastender Lebensereignisse und traumatischer Erfahrungen muss nicht immer in die beschriebenen Belastungsstörungen einmünden, um psychisches Leiden und Beeinträchtigungen im sozialen, beruflichen und anderen Lebenszusammenhängen zu erzeugen. Manche Menschen verarbeiten das Trauma und bleiben psychisch stabil. Andere reagieren auf psychosoziale Stressoren und Belastungen mit:

  • depressiven Verstimmungen,
  • Ängsten oder mit Angst getöntem Erleben,
  • mit Störungen des Sozialverhaltens.

Auch können Mischformen aus zwei oder allen drei genannten Symptombereichen vorkommen.


Was kann man tun, wenn jemand bei sich selbst oder anderen Personen in seiner näheren Umgebung Symptome solcher Belastungstraumas feststellt?

Die Arbeit der Fairness-Stiftung zielt in allen Leistungsbereichen indirekt und mittelfristig genau darauf hin ab, die Bedingungen, die solche Belastungstraumata auslösen, einzudämmen, zu minimieren bzw. gar nicht erst entstehen zu lassen. Solange also interpersonale Konflikte (Konflikte zwischen einer Person und einer anderen Person) noch aktiv gelöst oder bewältigt werden können, lohnt es sich, die Informationen auf unserer Seite dazu zur Hilfe zu nehmen.

Ist allerdings ein Trauma mit seinen Symptomen wie oben beschrieben bereits eingetreten, braucht die Seele Ruhe, um Zeit zu gewinnen (die sie sich häufig zuvor nicht genommen hat!) und dringend ärztliche bzw. psychotherapeutische Hilfe, um bestimmte Schutzfunktionen vorübergehend an professionelle Begleiter zu delegieren. So kann am ehesten wieder seelische Stabilität erreicht werden, die nach überstandener Krise auch häufig seelisches Wachstum und seelische Reife für den Betroffenen bedeuten.

Ein Hinauszögern, professionelle Hilfe von außen anzunehmen, kann das persönliche Leiden unnötig verlängern und die sozialen Rahmenbedingungen dadurch möglicherweise negativ beeinträchtigen. Dadurch werden Handlungsalternativen und Gestaltungsspielräume, die in einem frühen Stadium noch da sind, unnötig eingeengt und Zukunftschancen möglicherweise vertan.

Ein sehr wertvolles, hilfreiches und leserfreundliches Buch zum Thema "Posttraumatische Belastungsstörungen" wurde von Glenn R. Schiraldi geschrieben. Das Buch heißt: The Post-Traumatic Stress Disorder Sourcebook und ist in gut verständlicher englischer Sprache geschrieben.
Es beschreibt das Krankheitsbild, Möglichkeiten der Heilung und des persönlichen Wachstums, die Bewältigungsmöglichkeiten von Symptomen, Behandlungsmöglichkeiten und anderes mehr.

von Dipl. Psych. Andrea Auth

(Der Text wurde erarbeitet auf der Grundlage des Buches von Peter Fiedler: Dissoziative Störungen und Konversion", Beltz-Verlag)