Preisträger Fairness-Wissenschaftspreis 2001

Die drei Preisträger wurden am 1.12.01 beim Festakt der Fairness-Stiftung in der Aula der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main um 11 Uhr bekannt gegeben.

Rang Name Thema

1. Preis (10.000 DM)

Begründung der Jury

 

 

Dr. Stefan Machura Fairness und Legitimität
2. Preis (5.000 DM)

Begründung der Jury

Rainer Schadt Fairness in den USA: Eine Werthaltung in der landeskulturellen Analyse

3. Preis (2.500 DM)

Begründung der Jury

Mechthild Iburg Mobbing in Organisationen

1. Preis

Auf hohem wissenschaftlichen Niveau, das sich in stringenter Methodik unter exakter Verarbeitung bisher insbesondere zum Thema Verfahrensgerechtigkeit erarbeiteter theoretischer Grundlagen manifestiert, hat Dr. Stefan Machura die Funktion und die Bedeutung von Fairness für die Legitimation staatlicher Entscheidungsträger untersucht. Beispielhaft hat er vor dem Hintergrund eines in der Wissenschaft bereits vorliegenden internationalen Vergleichs die Arbeit der Laienrichter in Deutschland, der Schöffen, zum Anlass genommen, um der Frage nach dem Zusammenhang zwischen Verfahrens-, Ergebnis- und Verhaltensfairness nachzugehen.

Machura versteht unter Fairness die gerechte Art und Weise der Behandlung von Personen. Das seine Erkenntnisse leitende Interesse gilt dabei der Beurteilung von Legitimität durch Personen. Im Rückgriff auf die wichtigen Arbeiten von Allen Lind, Tom Tayler und Kenneth Rasinsky zur Value-Group-Theorie, wonach es den Menschen nicht nur um Gerechtigkeit für sich selbst, sondern auch um den Schutz der Rechte und Bedürfnisse anderer geht, sowie eingedenk Art. 103 des Grundgesetzes und der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, wonach zu den wesentlichen Grundsätzen eines Rechtsstaatlichen Verfahrens das Recht auf ein faires Verfahren zählt, hat Machura ein theoretisches und empirisches Werk geschaffen, mit dem er eine empirische Vergleichsstudie der Arbeit von Schöffen in Bochum und Frankfurt am Main realisieren konnte.

Machura kommt dabei zu folgenden allgemein gültigen und für die Entwicklung der Fairness-Theorie bedeutsamen Erkenntnissen:

  1. Faires Verhalten formal legitimierter Führungskräfte gegenüber von ihren Entscheidungen Betroffenen führt in der Regel zur Akzeptanz auch von Entscheidungen, die möglicherweise für die Einzelpersonen Nachteile mit sich bringen, aber für die Allgemeinheit Gerechtigkeit wahren oder herstellen.

    Fairness ist eine Quelle für die persönliche Autorität von Führungspersönlichkeiten, die besonders in schwierigen Entscheidungsprozessen hohes Konfliktbewilligungspotential in sich birgt.

    In der Urteils- und Verfahrensfairness drückt sich Fairness als Anerkennung des anderen und als Wahrung seiner Würde aus.

  2. Fairness ist der entscheidende Faktor bei der Herausbildung von Vertrauen sowohl in staatliche Einrichtungen und Funktionen als auch in die Integrität von Führungskräften. Das ist die Grundvoraussetzung für den Willen und die Möglichkeit, an der Entscheidungsfindung in Organisationen, in Gesellschaft und Staat zu partizipieren und diese Partizipation an gesellschaftlicher Willensbildung zu praktizieren.

Der erste Preis des Fairness-Wissenschaftspreises gilt einer exemplarische Arbeit auf dem Gebiet der Fairness-Theorie.

Für die Jury der Fairness-Stiftung:

RA Dr. Wolf-Henrik Friedrich
Dr. Norbert Copray M.A.

Frankfurt am Main, den 1. Dezember 2001


2. Preis

Die Untersuchung von Herrn Schadt aus dem Fachgebiet Organisation und Personalmanagement untersucht das Konzept der Fairness als Metanorm für die spezifische Landeskultur der USA und leitet daraus eine Systematik eines Handlungsregulativs ab, die auch anderen kulturellen Kontexten (Deutschland, Europa) Interpretationshilfen bietet.
Der Arbeit liegt überwiegend das Fairness-Konzept zugrunde, das vor allem Hans Lenk entwickelt hat. Dieses Fairness-Konzept unterscheidet eine formelle von einer informellen Fairness. Diese Differenzierung erlaubt es, das Prinzip Fairness vor allem auch für Dilemmastrukturen nutzbar zu machen, die der Verfasser anhand einiger Konzepte aus der Spieltheorie illustriert.
Die Analyse von Schadt stellt einen theoretischen Rahmen zu Verfügung, der es erlaubt, das Prinzip Fairness als reale und praktizierte Norm vor dem Hintergrund kultureller Differenzen herauszuarbeiten. Ein Schwergewicht liegt hierbei auf der stabilisierenden Funktion von Fairness-Normen für das soziale Verhalten und ihre Beziehung zum jeweiligen Wertesystem. Der Ansatz bietet das Potenzial zu einer vielfältigen Erweiterung und praktische Konkretisierung, die für die Preisvergabe von besonderer Bedeutung ist.

Für die Jury der Fairness-Stiftung:

Prof. Dr. Karl-Heinz Brodbeck
Dr. Norbert Copray M.A.

Frankfurt am Main, den 1.12.2001


3.Preis

Der Beitrag greift den Ansatz und das Vorgehen der weiblichen Fakultätsmitglieder am Massachusetts Institute of Technology (MIT) auf, um die strukturelle Unfairness gegenüber Fachfrauen in Wissenschaft und Technologie aufzudecken und zu überwinden. PD Dr. Dr. Margit Zuber verschafft zunächst durch die Veröffentlichung dieses Vorgangs in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift vor allem Frauen in der Medizin Zugang zu Problemanalysen und Problemüberwindungen, die mit Unfairness in Form struktureller Geschlechtsdiskriminierung in Wissenschaft und Medizin zu tun haben. Darüber hinaus konfrontiert Zuber Beispiel gebend mit den Fakten hier zu Lande und gibt prägnante Hinweise auf die Ursachen fortgesetzter, gedankenloser Geschlechtsdiskriminierung sowie Ansätze zu ihrer Überwindung."

Für die Jury der Fairness-Stiftung:

Dr. med. Dieter Kallinke
Dr. Norbert Copray M.A.

Frankfurt am Main, den 1.12.2001

 

Wissenschafts- und Publizistikpreis 2001
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Pfeil Fairness-Publizistikpreis: Nominierte
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Wissenschaftspreis 2003
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