Buchtipps

Spirituelle Impulse für Herz und Seele

Stichwort
Depression

Kann Anselm Grün, von dem Jahr für Jahr drei bis vier neue Bücher erscheinen, noch etwas Neues schreiben? Etwas mit Saft und Kraft, mit Feingefühl und seelischer Nahrung? Er kann. Nicht immer, aber diesmal auf jeden Fall. „Wege durch die Depression“ heißt sein Buch, das spirituelle Impulse verspricht und gibt. Dabei bringt der Münsterschwarzacher Benediktinerpater die Welt, die Gefühlslage und die Gedankenzustände des depressiven Menschen in Korrespondenz mit dem Leben Jesu, den Geschichten des Neuen Testaments, den Psalmen des Ersten Testaments. Ein dichtes, ein anrührendes Buch ist entstanden, das im vollem Sinn ein geistlicher Begleiter in dunklen, schweren und belasteten Tagen sein kann. Ein solches Buch ersetzt Therapie und Medikamente nicht, aber es trägt mit hindurch und gibt Trost demjenigen, der durch Depression bisweilen herausgefordert wird. Trost und Boden unten den Füßen gibt auch Jörg Zinks „Quellen einfachen Lebens“. Seine bebilderten Meditationen verbinden mit den Lebenselementen Erde, Feuer, Luft, Wind und Wasser. In depressiver Stimmung und auch zur Vorbeugung ist die Verbundenheit mit der Natur ausgleichend, belebend und gibt etwas Schutz. Jede Depression fühlt sich für Betroffene anders an. Das bedeutet, seinen ganz eigenen Weg mit der Depression und aus ihr heraus finden, während viele Helfer eher aus dem Wissen um das Gemeinsame aller Depressionen handeln. Das Beispiel von Holger Reiners, erfolgreicher Architekt, kann in seinem Buch „Die gezähmte Depression“ unterstützende Anhaltspunkte geben. Die wichtigsten klinisch-psychologischen Informationen zur Depression hat Klaus Jost in seinem Buch leicht verständlich zusammengefasst. Da die Suizidgefährdung oft ein Begleiter der Depression ist, hat er diesen Aspekt besonders beachtet. Denn nicht selten haben Depressionen ihre Auslöser in schweren seelischen Verwundungen, den Traumata, haben. Wie traumatische Erfahrungen zu verstehen sind und überwunden werden können, beschreibt Frauke Teegen in „Wenn die Seele vereist“. Und berichtet im letzten Kapitel von Überlebenden der Vereisung: Monica Seles, Victor Frankl, Gisela Heidenreich und anderen. Zu Traumataerfahrungen haben Luise Reddemann und Cornelia Dehner-Rau ein kompetentes, eingängiges Hörbuch samt Informationen und Anleitungen zur Imagination vorgelegt. Die Informationen und Übungen können auch ausführlich im Buch der Autorinnen nachgelesen werden.
Gegenüber Traumata helfen Ressourcen, überlebensfähig zu werden oder zu bleiben. Sie stimulieren die Selbsthilfe und die Widerstandskraft, die auch der depressive Mensch braucht, um sich abzugrenzen und deprimierende Einflüssen besser ab zu puffern. Dazu bietet Reddemann eine „Überlebenskunst“ an, die im zweiten Teil am Beispiel Johann Sebastian Bachs zeigt, wie der Umgang mit Leid gelingen kann. Die Kantaten Bachs dienen – auf der beigefügten CD – dem Verständnis der Überlebenskunst – bis in die Deutung und Analyse der Bachschen Musik hinein. Spirituelle Impulse – herzstärkend.

Dr. Norbert Copray

Rezensierte Bücher:

Anselm Grün: Wege durch die Depression, Herder. 187 Seiten

Klaus Jost: Depression, Verzweiflung, Suizidalität, Grünewald. 160 Seiten

Holger Reiners: Die gezähmte Depression, Kösel. 175 Seiten. 17,95 EUR

Luise Reddemann/Cornelia Dehner-Rau: Trauma: Folgen erkennen, überwinden und an ihnen wachsen, 182 Seiten.

Luise Reddemann/Cornelia Dehner-Rau:Trauma, mit geführten Imaginationen. Hörbuch-CD 70 Min.

Luise Reddemann: Überlebenskunst, Klett-Cotta. Mit CD. 160 Seiten

Frauke Teegen: Wenn die Seele vereist, Kreuz. 318 Seiten

Jörg Zink: Quellen einfachen Lebens, Kreuz. 127 Seiten