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Hier bloggt Dr. Norbert Copray
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Blog nach Monat: April 2014
23.04.2014 16:15
Warum Kapitalismus nicht fair sein kann
Ist Kapitalismus noch fair, wenn die Reichen immer reicher werden? Dazu tobt in den USA, Europa und Deutschland eine Debatte über die wachsende Ungleichheit.
Einem eher unscheinbaren Ökonomen gelang das globale Kunststück, die Debatte anzufeuern, nachdem er sich „jahrelang über scheinbar langweilige Einkommensstatistiken aus den vergangenen drei Jahrhunderten gebeugt hat“, schreibt Spiegel Online am 23.4.14. Und weiter: „Thomas Piketty, 42, Professor an der Paris School of Economics, hat aber aus dem trockenen Zahlenwerk eine eingängige Botschaft gezimmert, die derzeit in der ganzen Welt Resonanz findet. Sie lautet: Etwas ist faul im kapitalistischen System - und die Symptome werden immer schlimmer, weil Krisenzeiten einseitig die Habenden begünstigen.
Wachse die Wirtschaft nämlich langsam, so Piketty, steige die Ungleichheit in einer Gesellschaft, da Vermögen anders als Löhne unentwegt weiter wüchsen. Die Reichen hängen also die Mittelklasse gerade in Krisenzeiten, die derzeit fast alle Industrieländer durchmachen, schlichtweg ab.
Der 696-Seiten-Schmöker, in dem Piketty seine Erkenntnisse vorstellt, heißt "Das Kapital im 21. Jahrhundert" - eine unverhohlene Anspielung auf das Standardwerk von Karl Marx zur kapitalistischen Verteilungsfrage. Das Buch sorgt aber nicht allein aufgrund des provokanten Titels für Aufregung. Zum ersten Mal präsentiert ein Ökonom umfassende Belege für die Aussage "Wer hat, dem wird gegeben".
Durchschnittlich lag das Wirtschaftswachstum Pikettys Daten zufolge nämlich in den vergangenen 300 Jahren inflationsbereinigt bei einem bis eineinhalb Prozent jährlich. Vermögen stiegen dagegen um vier bis fünf Prozent vor Steuern. Wer schon wohlhabend ist, kann sein Vermögen offenbar breit anlegen und so überdurchschnittlich steigern. Weil Vermögen zudem meist an die eigenen Kinder vererbt werden, pflanzt sich die Ungleichheit über Generationen fort.
Diese wissenschaftliche Untermauerung des weltweiten Unwohlseins mit dem Turbokapitalismus bringt Piketty viel Beifall ein: US-Linke preisen ihn als modernen "Marxisten fürs neue Jahrtausend" ("Nation"), Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman lobte sein Buch als wegweisend. Präsident Obama nutzte seine Audienz bei Papst Franziskus im März zu einer ausführlichen Debatte über die wachsende soziale Ungleichheit, die Piketty beschreibt.
Selbst bei der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF), einst eine Bastion des globalen Kapitalismus, standen dessen Gedanken auf der Tagesordnung. "Einkommensungleichheit ist in den letzten Jahrzehnten sowohl in der entwickelten Welt wie in den Entwicklungsländern angestiegen", hieß es in einem IWF-Thesenpapier. Das Ergebnis: Sind die Vermögen in einer Gesellschaft relativ gleichmäßig verteilt, ist auch das Wachstum schneller und nachhaltiger. Für den IWF erstaunlich ist auch die Erkenntnis, dass Umverteilung durch Steuern dem Wachstum gar nicht schadet.
Tatsächlich lassen sich die von Piketty beschriebenen Symptome genau beziffern: 1978 verdiente der typische amerikanische Arbeitnehmer 48.078 Dollar brutto im Jahr, das oberste Prozent der Gesellschaft erhielt im Schnitt 390.000 Dollar. Heute bekommt der Arbeiter nur noch 33.000 Dollar, die Top-Verdiener dagegen 1,1 Millionen. Die 400 reichsten Amerikaner besitzen so viel wie die 150 Millionen Bürger ganz unten zusammen. Die US-Mittelschicht hat soeben ihren Spitzenrang als Bestverdiener weltweit verloren.
Auch die Europäische Union zerfällt derzeit in nördliche Boomstaaten mit geringer Arbeitslosigkeit und Krisenländer im Süden des Kontinents, wo teils bis zu 50 Prozent aller jungen Leute keinen Arbeitsplatz haben. In Deutschland ist die Einkommensungleichheit im internationalen Vergleich moderat. Anders sieht es jedoch bei Vermögen aus: "In keinem Euro-Land ist der Reichtum so ungerecht verteilt wie hierzulande", sagt Markus Grabka vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). "Hier müsste der Staat eigentlich eingreifen."
Aber welche Maßnahmen helfen? Laut Piketty ändern beliebte Rezepte wie höhere Bildungsinvestitionen oder der Verzicht auf Wirtschaftswachstum wenig. Effektiv seien nur radikale Maßnahmen: erstens eine Vermögensteuer, die bei einem Vermögen von 200.000 Euro mit einem Prozent jährlich beginnt, bei mehr als eine Million Euro auf zwei Prozent steigt und bei Milliardenvermögen auch bis zu zehn Prozent betragen kann. Zweitens eine Einkommensteuer von bis zu 80 Prozent für Spitzenverdiener. Das klingt schockierend, doch in den ersten drei Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg lag dort der höchste Steuersatz nie unter 70 Prozent“.
Fair kann Kapitalismus gar nicht sein, weil zu seinem Grundprinzip das Vermehren von Kapital und damit auch die Anhäufung von Kapital besteht. Und je mehr Kapital jemand – einzelne Investoren, Investmentbanker und –fonds, in die Hand nehmen und einsetzen kann, desto größer ist der Gewinn solcher Wetten (Spekulationen), die an der Börse und außerhalb der Börse im sogenannten Grauen Markt abgeschlossen werden. Selbst Verluste lassen sich durch geschickte Manöver in Gewinne verwandeln, wenn man auf die passenden Zertifikate gesetzt hat. Fair kann allenfalls der gebändigte, in soziale Markwirtschaft eingebundene Kapitalismus sein, der andere Werte einbezieht und kontrollierte Rahmenbedingungen setzt. Werte und Rahmenbedingungen, die für Fairness besonders gegenüber den Benachteiligten und den Übervorteilten sorgen. Auf derart konsequent gesetzte Bedingungen warten 85 Prozent der Weltbevölkerung, während sie 15 Prozent der Weltbevölkerung übervorteilen und benachteiligen.
Gesellschaft
04.04.2014 16:37
Fußball, Korruption und die armselige Fairness
Sport und Korruption – das ist inzwischen eine festere Verbindung als Sport und Fairness. Viele denken bei Sport an Fairness. Zu Recht. Im Sport hatte die Fairness in früheren Zeiten eine Hochburg. Mittlerweile ist der professionelle Sport im Griff der Korruption und ein Instrument der Korruption, um weltweit Geschäfte zu machen und die Maximierung der Subventionen und Steuervermeidung voranzutreiben.
Das gilt vor allem für den Fußball. ZDF-Reporter Markus Harm verfolgt die Mechanismen und Winkelzüge der FIFA: „An der Spitze des Volkssports Nummer eins thront eine Riege von Funktionären, die den Fußball als Geschäft sieht und in ihrer eigenen Welt lebt, auf Trauminseln, in Luxushotels und VIP-Logen“. Sein Beitrag in der Reihe ZDF-Zoom dokumentiert exzessive Korruption. Und die größte Steuervermeidungsmaschine der Welt. Denn wer den Zuschlag für die Ausrichtung der Weltmeisterschaft bekommt, darf von diesem Zeitpunkt an bis zum Abschluss der Fußball-WM keinerlei Steuern auf Einnahmen und Ausgaben der FIFA erheben, die im Zusammenhang mit der WM stehen. Das ist eine einmalige Form der Steuerbefreiung.
Der Verein mit dem Machtbewusstsein eines milliardenschweren Unternehmens erwirtschaftet gigantische Gewinne. Kritiker werfen den Oberen der FIFA vor, ein dekadentes Leben zu führen, auf Kosten von Millionen Fans, die bei Weltmeisterschaften vor verschlossenen Türen stehen. „Die FIFA lässt sich die WM in Brasilien mit Millionen von Steuergeldern finanzieren. Mit Geld, das in unserem Land an allen Ecken und Enden fehlt. Dieses Spektakel dürfen wir dann auch noch vor dem Fernseher verfolgen. Und dann wundern sich Blatter & Co., dass wir auf die Barrikaden gehen“, erzählt Diego Silva, Ex-Spieler vom Kult-Verein Flamengo Rio de Janeiro.
Wie das Regieren bei der FIFA abläuft, zeigt der Kongress, der einmal im Jahr abgehalten wird. Dort kommen alle Abgeordneten aus den über 200 Mitgliedsländern zusammen und feiern ihre Art der Demokratie. Präsident Sepp Blatter leitet die Veranstaltung. Es kam noch nie vor, dass einer seiner Anträge oder Vorschläge abgelehnt wurde. Kein Wunder: Die Abgeordneten fahren Luxus-Limousinen, wohnen in 5-Sterne Hotels, bekommen stattliche Tagessätze für ihre Anwesenheit. Der letzte Kongress fand auf Mauritius statt.
Präsident Sepp Blatter regiert die FIFA. Er weiß alles, er zieht die Fäden. Seit 30 Jahren sitzt er im Führungszirkel der FIFA, seit 1998 an der Spitze der Organisation. Umgeben wird Blatter vom Exekutivkomitee, 24 ältere Herren von denen viele mehrere Millionen Euro gebunkert haben sollen.
Bei so viel Korruption und asozialem Gebaren seitens der FIFA-Verantwortlichen, wie es der Film von Markus Harm zeigt, muss man von krasser Unfairness der professionellen Fußballs sprechen. Es wird Zeit, das Fans, Politik und Gesellschaften dazwischen grätschen und für eine Wende zur Fairness sorgen. Die Zeit der Erpressung muss vorbei sein, um seiner Freude am Fußball frönen zu können. Bis dahin ist es um die Fairness im Weltfußball armselig bestellt.
Sehen Sie selbst in der ZDF-Mediathek
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